THeute ist der 5.3.2019. Oh man wir haben schon wieder März und mein Unfall ist nun 5 Monate her. Ich frag mich wo die ganze Zeit geblieben ist. Fünf Monat in ein einem Krankenhaus. Hätte man mir das vor dem Unfall gesagt, hätte ich wohl gesagt „du spinnst doch, ich bleibe doch nicht 5 Monate in einem Krankenhaus“. Leider ist die Realität oft anders als die eigenen Gedanken und Erwartungen.
Meine Zeit in Murnau ist wohl jetzt zu Ende. Ich werde am Donnerstag (7.3.) in die Reha nach Bad Häring (bei Wörgl) verlegt. Ich weiß nicht so recht, was ich darüber denken soll. Auf der einen Seite freue ich mich einen Schritt nach vorne zu machen, auf der anderen Seite habe ich aber auch Angst. Angst, die geschützte Krankenhausumgebung zu verlassen. Immerhin ist man in einer Reha schon mehr auf sich alleine gestellt und meine Reha ist erstmal nur für 22 Tage genehmigt. Was danach kommt, weiß ich gerade noch nicht so genau, aber es ist jedenfalls nicht mehr allzu lange hin.
Murnau war wie ein Traum für mich. Irgendwie natürlich ein Albtraum, auch wenn es sich gar nicht wie einer anfühlt. Hier lebt es sich wie auf einer Insel, die von der Außenwelt abgeschnitten ist. Die Klinik hat eine ganz eigene Dynamik und ich habe bis jetzt alles ausgeblendet, was um mich herum passiert oder wie es mit mir weitergehen soll. Am Anfang war ich wahnsinnig davon überzeugt, hier wenigstens auf Krücken raus zu laufen. Jetzt weiß ich, dass dies nicht der Fall sein wird. Ich habe mir immer gesagt, ich muss nur fest genug daran glauben, dann werde ich die eine Ausnahme sein, die es schafft. Natürlich glaube ich auch weiterhin daran, wieder laufen zu können. Dennoch fange ich an meine Situation als eine Momentaufnahme zu akzeptieren. Mein Traum zerplatzt Stück für Stück und spätestens am Donnerstag wache ich wohl ganz auf. Dieser Gedanke ist für mich sehr beängstigend, trotzdem ist es aber auch gleichzeitig eine Möglichkeit einen Schritt nach vorne zu gehen und ich denke dafür ist es an der Zeit. Niemand kann ewig in einem Traum gefangen sein.
Fünf Monate in einem Krankenhaus hört sich unglaublich viel und langweilig an. Das ist es sicher in vielen Fällen auch. Ich habe wirklich extremes Glück gehabt. Seit Anfang an hatte ich hier Leute, mit denen ich mich super verstanden habe. Jedes mal wenn jemand auf Reha oder nach Hause gegangen ist, war ich traurig und hatte Angst, dass es nun langweilig werden würde. Das war allerdings nie der Fall. Ich habe hier so viele liebe und bewundernswerte Leute kennen gelernt, frisch verletzt sowie auch welche die schon länger im Rollstuhl sitzen. Jeder von ihnen hat anderes trauriges Schicksal und eine unterschiedlich schwere Verletzung. Dennoch ist jeder einzelne von ihnen mit einer bewundernswerten Art damit umgegangen. Ich habe wahnsinnig viel Spaß mit meinen Zimmerkolleginnen (Marta, Johanna, Sophie und Natalie) gehabt, in Sandro jemanden gefunden der meine Leidenschaft fürs Radln teilt und auf dem selben Sprung genau gleich wie ich zu weit gesprungen ist und in Waldemar und Silke coole Gitarrenlehrer. Nicht zu vergessen ist natürlich mein Lieblingsaraber Saleh, mit dem ich extrem viel Spaß gehabt hab und der immer für mich da war, wirklich egal in welcher Situation. Es hat außerdem viele andere Leute hier gegeben, mit denen ich ebenfalls sehr viel Spaß gehabt habe. Leider würde es wohl etwas den Rahmen sprengen hier jetzt jeden zu erwähnen.
Naja und das meiste verdanke ich natürlich meinen Eltern. Meiner Mama, die gerade in der Anfangszeit fast täglich von morgens bis abends an meinem Bett gesessen ist und sich um alle Formalitäten gekümmert hat, aber auch meinem Papa, der mich ebenfalls sehr oft besuchen war und immer ein offenes Ohr für jede Art von Problemen gehabt hat.
In solch einer Situation merkt man doch, welche Freunde gute Freunde sind und einem erhalten bleiben. Ich kann für mich persönlich sagen, dass ich extrem positiv überrascht war, wie viele Leute mich (teilweise auch mehrmals) besuchen gekommen sind und dafür auch wirklich lange Fahrten auf sich genommen haben. Außerdem haben mich viele extrem liebe Päckchen erreicht. Das zweite auf das ich gerne zurück blicke ist die wahnsinnig positive Resonanz und Unterstützung was die Spendenaktion angeht. Für dies alles möchte ich mich bei euch nochmal bedanken! Ihr alle habt mir sehr geholfen diese so schwierige und traurige Zeit durchzustehen. Bussi an euch alle!
Für mich geht wohl nun ein neuer Abschnitt los. Eine kleine Reise mit vielen Höhen und Tiefen geht zu Ende, dafür beginnt nun denk ich eine noch größere. Vor einer großen Reise etwas Angst zu haben ist denk ich normal, man muss es nur schaffen sich voll und ganz auf die neue Situation einzulassen. Ich weiß, dass es für mich an der Zeit ist aufzuwachen und ich werde versuchen so gut es geht nach vorne zu Blicken. Ich habe jetzt ein neues Leben, das ist mir natürlich bewusst. Mich macht dieses neue Leben einfach nur traurig und ich habe es, obwohl ich es nach wie vor nicht als Geschenk sehe, diese zweite Chance bekommen zu haben. Doch jetzt wo ich es habe, werde ich versuchen das bestmöglichste für mich rauszuholen. Ich weiß ich werde irgendwann wieder glücklich sein, das habe ich bis jetzt immer geschafft. Ich weiß nur nicht wie lange es dauert.
Holla!! Haben uns im Feb im Muckiraum beim Andy gsehn. Dein Bericht gefällt mir saugut (y) . Habs auch durchgemacht. Ich bin mir sicher du schaffst das !!! LG von Ingo